Werte sind die Koordinaten für den Kompass in deinem Herzen.
Hier erfährst du fundiert und praxisnah, was Werte sind, warum sie für dein Wohlbefinden und deinen beruflichen Erfolg entscheidend sind und wie du deine persönlichen Werte strategisch nutzen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Mit dem Thema Werte bin ich das erste Mal bewusst kurz nach meiner eigenen Kündigung in 2017 in Kontakt gekommen. Damals wollte ich verstehen, warum mir die Arbeit die letzten Monate oft so schwerfiel. Vieles war mühsam und fühlte sich zäh an. Im Coaching machte ich einen Wertetest zur Selbstreflexion und das Ergebnis war Folgendes:
Freiheit
Selbstbestimmung
Kreativität
Mut
Wachstum
Abenteuer
Da las ich es. Schwarz auf Weiß. Überraschung, und gleichzeitig Erleichterung. Alles war richtig und alles war ok mit mir. Die Widerstände und Frustrationen, welche ich in den letzten Monaten spürte, waren die Auswirkungen von Wertekonflikten wie ich durch meinen Coach erfuhr.
Warum Werte für unser Wohlbefinden entscheidend sind
Werte sind ein wichtiger Baustein für ein erfülltes Leben und sinnvolles Arbeiten. Sie sind mehr als abstrakte Konzepte – sie beeinflussen direkt unsere Lebenszufriedenheit und unser Wohlbefinden:
Authentizität: Wenn wir im Einklang mit unseren Werten leben, fühlen wir uns echt und stimmig.
Sinnhaftigkeit: Werte geben unserem Handeln Bedeutung und Richtung.
Resilienz: Klare Werte helfen uns, auch in schwierigen Zeiten Entscheidungen zu treffen, die langfristig zu Zufriedenheit führen.
Energie: Im Einklang mit unseren Werten zu leben, gibt uns Kraft und Motivation.
Kohärenzgefühl: Werte schaffen ein Gefühl der Stimmigkeit und inneren Verbundenheit.
Werte können auch als persönliche Überzeugungen oder Leitprinzipien bezeichnet werden. Sie lassen dich zwischen richtig und falsch entscheiden. Werte sind die Koordinaten für den Kompass in deinem Herzen.
Deine Werte können sich im Laufe deines Lebens verändern, insbesondere durch Ereignisse wie Geburt, Heirat, Krankheit, Tod. Eine gewisse Grundtendenz bleibt jedoch meist erhalten.
Werteverletzungen erkennen und verstehen
Werteverletzungen entstehen, wenn wir gezwungen sind, gegen unsere wichtigsten Überzeugungen zu handeln oder wenn unsere Umgebung unsere Werte nicht respektiert. Diese Verletzungen können sich auf unterschiedliche Weise bemerkbar machen:
Körperliche Reaktionen wie Anspannung, Energiemangel, Erschöpfung.
Emotionale Signale wie Frustration, Unzufriedenheit, das Gefühl, nicht authentisch zu sein.
Verhaltensänderungen wie Rückzug, Vermeidung, innere Kündigung.
Chronischer Stress: Anhaltende Werteverletzungen können zu Burnout führen.
Vieles machte auf einmal Sinn für mich. Die ersten drei Jahre als Führungskraft konnte ich meine Werte voll leben. Ich baute Teams auf, entwickelte Prozesse, vereinbarte Rahmenverträge und vieles mehr - Hallo Freiheit, Abenteuer, Wachstum. Doch nach den ersten drei Jahren ging es darum, die Teams in ruhige Fahrwasser zu führen. Und meine Werte rebellierten und zeigten dies durch deutliche körperliche Signale.
Was die aktuelle Forschung zu Werten sagt
Die Werteforschung hat in den letzten Jahrzehnten bedeutende Erkenntnisse hervorgebracht, die für unser Verständnis und die praktische Anwendung von Werten relevant sind:
Evidenzbasierte Wertemodelle: Der israelische Psychologe Shalom Schwartz entwickelte ein universal anwendbares Wertemodell, das zehn grundlegende Wertedimensionen identifiziert (Macht, Leistung, Hedonismus, Stimulation, Selbstbestimmung, Universalismus, Benevolenz, Tradition, Konformität und Sicherheit).
Diese sind kulturübergreifend nachweisbar und in einer kreisförmigen Struktur angeordnet, wobei sich komplementäre Werte gegenüberliegen. Diese Struktur erklärt, warum wir manchmal Wertekonflikte erleben – bestimmte Werte stehen naturgemäß in Spannung zueinander.
Neurobiologische Basis von Werten: Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass wertebezogene Entscheidungen mit Aktivitäten im präfrontalen Kortex verbunden sind, der Region, die für komplexe Entscheidungsfindung zuständig ist. Werteverletzungen aktivieren hingegen oft die Amygdala, was Stress- und Angstreaktionen auslöst.
Diese neurologischen Befunde erklären, warum Werteverletzungen tatsächlich physisch belastend sein können – es handelt sich nicht um "Einbildung", sondern um messbare neuronale Prozesse.
Werte und Führungseffektivität: Metastudien der Organisationspsychologie belegen, dass Führungskräfte, deren persönliche Werte mit denen der Organisation übereinstimmen, signifikant höhere Effektivitätsraten, geringere Burnout-Raten und bessere Mitarbeiterbindung aufweisen.
Besonders interessant: Authentizität in Bezug auf Werte wird von Mitarbeitern binnen Sekunden unbewusst wahrgenommen und beeinflusst maßgeblich das Vertrauen in Führungspersonen.
Werte und wirtschaftlicher Erfolg: Die untrennbare Verbindung
Der Zusammenhang zwischen Werten und ökonomischen Ergebnissen wird zunehmend auch in der Wirtschaftswissenschaft anerkannt:
Purpose Economy: Die Purpose-Bewegung in der Wirtschaft basiert auf der Erkenntnis, dass wertebasierte Unternehmensführung nicht nur ethisch wünschenswert, sondern auch ökonomisch sinnvoll ist. Studien von Deloitte, McKinsey und der Harvard Business School zeigen, dass Unternehmen mit klar artikulierten und konsequent gelebten Werten im Durchschnitt 12-15 % höhere Renditen erzielen als Wettbewerber ohne klares Werteprofil.
Werte als Wettbewerbsvorteil: In gesättigten Märkten werden Werte zum entscheidenden Differenzierungsmerkmal. Besonders deutlich wird dies bei der Generation Z, die bereit ist, für Produkte von Unternehmen mit authentischen Werten mehr zu bezahlen und dort auch bevorzugt arbeiten möchte.
Resilienz durch Werteklarheit: Ökonomische Analysen belegen, dass Unternehmen mit starken Wertesystemen Krisen besser bewältigen. Während der COVID-19-Pandemie erlitten Unternehmen mit ausgeprägten Werteorientierungen im Schnitt 23 % geringere Umsatzeinbußen als vergleichbare Unternehmen ohne klare Wertebasis.
Return on Values (ROV): Ähnlich dem ROI etabliert sich in der strategischen Unternehmensführung zunehmend der Begriff des "Return on Values" – eine Kennzahl, die den wirtschaftlichen Mehrwert einer konsequenten Werteorientierung misst. Dazu gehören Faktoren wie Mitarbeiterbindung, Kundenvertrauen und Innovationskraft, die direkt mit gelebten Unternehmenswerten korrelieren.
Werte und Führung: Ein anspruchsvolles Spannungsfeld
Unternehmer und Führungskräfte stehen vor besonderen Herausforderungen im Umgang mit Werten:
Die Authentizitätsfalle: In Führungspositionen navigierst du zwischen persönlichen Werten, Unternehmenswerten und situativen Anforderungen. Die Forschung zeigt, dass die größte Gefahr nicht in der temporären Werteinkongruenz liegt, sondern in der unehrlichen Kommunikation darüber. Authentische Führung bedeutet nicht, immer perfekt nach den eigenen Werten zu handeln, sondern transparent mit Wertekonflikten umzugehen.
Wertebasierte Personalentwicklung: Die neuesten Erkenntnisse aus der Talentforschung belegen, dass klassische Kompetenzmodelle zunehmend durch wertebasierte Entwicklungsansätze ergänzt werden sollten. Führungskräfte, die Mitarbeitende entsprechend ihrer Kernwerte fördern und einsetzen, erzielen nachweislich 37 % höhere Engagement-Werte und 29 % geringere Fluktuation.
Das wertereflektierte Unternehmen: Führungskräfte tragen die Verantwortung für die Entwicklung einer wertereflektierten Unternehmensskultur. Dies erfordert mehr als Lippenbekenntnisse – es bedeutet, strukturelle und prozessuale Entscheidungen konsequent an den Kernwerten auszurichten. Die Forschung zeigt, dass besonders die Kohärenz zwischen artikulierten Werten und tatsächlichen Entscheidungen über die Glaubwürdigkeit von Führung entscheidet.
Werteorientierte Führung in Permanent Beta: In unsicheren, non-linearen, komplexen und ambiguen Umfeldern werden Werte zum entscheidenden Orientierungsinstrument. Eine McKinsey-Studie aus 2023 zeigt, dass werteorientierte Führungskräfte in Krisenzeiten bis zu 3,2-mal schneller entscheidungsfähig sind und ihre Teams kohärenter durch Unsicherheit navigieren.
Was die meisten über Werte nicht wissen
Was in der Diskussion über Werte oft übersehen wird:
Wertekonflikte sind normal: Manchmal stehen unsere eigenen Werte im Konflikt zueinander. Das ist nicht Zeichen einer Unklarheit, sondern ein normaler Teil des Menschseins. Beispiel: Der Wert "Sicherheit" kann mit "Abenteuer" in Spannung stehen.
Werte sind nicht gleich Ziele: Werte sind eine Richtung, kein Endpunkt. Anders als Ziele kannst du Werte nie "abhaken" oder erreichen. Sie sind wie Himmelsrichtungen – du kannst immer weiter nach Norden gehen, wirst aber nie "den Norden" erreichen.
Implizite vs. explizite Werte: Viele unserer handlungsleitenden Werte sind uns nicht bewusst. Die Werte, die wir nennen (explizite Werte), entsprechen nicht immer denen, nach denen wir tatsächlich handeln (implizite Werte). Achte darauf, was du tust, nicht nur darauf, was du sagst.
Wertehierarchien verändern sich situativ: Je nach Lebenssituation können unterschiedliche Werte in den Vordergrund treten. In einer Krise mag "Sicherheit" plötzlich wichtiger sein als "Selbstverwirklichung".
Werte im kulturellen Kontext verstehen
Werte sind kulturell geprägt – was in einer Kultur als zentral gilt (z.B. Individualität im Westen), kann in einer anderen Kultur weniger bedeutsam sein (z.B. Gemeinwohl in kollektivistischen Gesellschaften).
Die Spannung zwischen persönlichen und gesellschaftlichen Werten kann zu inneren Konflikten führen, besonders für Menschen mit Migrationshintergrund oder in multikulturellen Umgebungen.
Intergenerationale Wertekonflikte: Wenn Eltern und Kinder mit unterschiedlichen Wertevorstellungen aufwachsen, kann dies zu tiefgreifenden Kommunikationsproblemen führen.
Praxis: Persönliche Werte finden und im Alltag leben
Um im Einklang mit deinen Werten zu leben, ist es hilfreich, diese bewusst zu kennen und in deinen Alltag zu integrieren:
Mache den Werte-Test: Nutze den kostenlosen Werte-Test von Ein guter Plan und entdecke deine 3 Kernwerte in nur 10 Minuten.
Nutze deine Werte als Entscheidungskriterien bei wichtigen Lebensfragen (Business, Arbeit, Liebe, Beziehungen und Freundschaften, Wohnort,).
Reflektiere regelmäßig, ob deine täglichen Aktivitäten deine Werte widerspiegeln.
Achte auf körperliche und emotionale Signale, die auf Werteverletzungen hindeuten können.
Führe ein Werte-Tagebuch: Notiere Situationen, in denen du deine Werte leben konntest und solche, in denen es schwerfiel.
Fazit: Dein Weg zu einem werteorientierten Leben
Werte sind weit mehr als abstrakte Konzepte – sie sind dein innerer Kompass, der dich durch alle Lebensphasen begleitet. Wie wir gesehen haben, wirken sich klar definierte und bewusst gelebte Werte direkt auf dein Wohlbefinden, deine berufliche Zufriedenheit und sogar auf deinen wirtschaftlichen Erfolg aus.
Meine eigene Reise hat mir gezeigt, dass das Erkennen und Leben meiner Kernwerte – Freiheit, Selbstbestimmung, Kreativität, Mut, Wachstum und Abenteuer – der Schlüssel zu einem authentischen und erfüllten Leben ist.
Die Wissenschaft bestätigt: Werteverletzungen können uns körperlich und emotional belasten, während ein Leben im Einklang mit unseren Werten zu mehr Resilienz, Klarheit und Zufriedenheit führt.
Deine nächsten Schritte
Werde heute noch aktiv:
Mache jetzt den Werte-Test: Nutze den kostenlosen Werte-Test von Ein guter Plan
Bewerte auf einer Skala von 1-10, wie gut du aktuell jeden dieser Werte lebst.
Identifiziere konkrete Situationen, in denen du deine Werte stärker leben könntest und entwickle konkrete Schritte für deinen Alltag.
Starte dein Werte-Tagebuch: Notiere eine Woche lang täglich Situationen, in denen du deine Werte leben konntest oder in denen du Werteverletzungen erlebt hast.
Wertearbeit ist kein einmaliges Projekt, sondern eine lebenslange Reise. Ich freue mich, dich auf diesem Weg zu begleiten!
Teile deine Erfahrung: Hinterlasse einen Kommentar und berichte, welche deiner Werte du bereits kennst und wie sie dein Leben beeinflussen. Deine Erfahrung kann anderen auf ihrem Weg helfen!
Du möchtest individuelles Feedback oder hast Fragen? Schreibe mir eine E-Mail an mail@flobergthiel.de und lass uns gemeinsam herausfinden, wie du deine Werte noch stärker in deinen Alltag integrieren kannst.
"Wenn du weißt, wofür du stehst, findest du deinen Weg auch im dichtesten Nebel." Svenja Floberg Thiel
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Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am: 17. Februar 2025.
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